Digitaler Produktpass: Chancen und Herausforderungen für Unternehmen

Grafische Vision eines digitalen Produktpasses

Der digitale Produktpass treibt nachhaltiges Wirtschaften voran und unterstützt bei der Erreichung von Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen. 


Wir leben in einer globalisierten Welt. Täglich konsumieren wir Produkte und Lebensmittel aus allen Teilen der Welt. Und simultan erreichen uns Nachrichten über die negativen Folgen unseres Konsumverhaltens. Denn Fakt ist: Die Produktion vieler Alltagsprodukte hat zugleich Umweltverschmutzung, die Zerstörung von Lebensräumen und einen erhöhten Ausstoß von Klimagasen zur Folge. Um Konsum nicht weiter auf Kosten anderer voranzutreiben, hat die Europäische Kommission 2019 den „European Green Deal“ und 2020 den „Circular Economy Action Plan“ auf den Weg gebracht. Beide Strategiepapiere befassen sich unter anderem mit Themen rund um eine nachhaltige Lieferkette und nennen den digitalen Produktpass als wesentliches Instrument für eine klimaschonende und ressourceneffiziente Wirtschaft.

European Green Deal und Circular Economy Action Plan

Wer Debatten um die Klimapolitik aufmerksam verfolgt, kommt am Begriff „European Green Deal“ nur schwer vorbei. Das Konzept des „Grünen Deals“ hat zum Ziel, die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren und Europa damit gänzlich klimaneutral zu gestalten. Bei diesem Vorhaben soll der „Circular Economy Action Plan“ helfen – ein Aktionsplan für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa, welcher den Beginn einer Produktionskette, also das Design von Produkten, fokussiert. Der Gedanke dahinter ist, durch den Ausbau von Anforderungen an Energieeffizienz und Schadstofffreiheit, Aspekte wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit sowie Recycling von Rohstoffen zu erhöhen. Unterstützend bei der Erfüllung der Zielvorgaben, eine nachhaltige Lieferkette fest zu etablieren, effizientere Ressourcennutzung zu fördern und Abfall sowie Materialverbrauch zu reduzieren, soll ein digitaler Produktpass wirken. Diesen gibt es in der Praxis bisher nicht (ganzheitlich), er könnte aber schon bald vom Bundesumweltministerium auf den Weg gebracht werden.  

 

Was ist der digitale Produktpass?

Ein digitaler Produktpass bündelt alle relevanten Daten eines Produkts entlang seines gesamten Lebenszyklus: von der Rohstoffgewinnung bis zum Recyclingvorgang. Der ideale Prozess für den digitalen Produktpass sieht laut Bundesumweltministerium wie folgt aus: 

  • Die Rohstoffproduzenten senden Daten zu Ort, Bedingungen, etc. zur Produktion. 

  • Die Produktion gibt ebenfalls Informationen zu Rohstoffen und erhält Informationen zu Rohstoffen sowie Feedback zur Beschaffenheit von Produkt und Bauteilen.

  • Der Einzelhandel erhält Informationen zu Rohstoffen und Produktion und sendet Feedback zum Produkt.

  • Der Endkunde erhält für ihn relevante Produktinformationen, wie z.B. Umweltwirkung, Reparaturmöglichkeiten und Entsorgung.

  • Reparaturbetriebe erhalten Informationen zur Reparatur und zu Ersatzteilen. Darüber hinaus senden sie Informationen zur Beschaffenheit von Produkt und Bauteilen.

  • Unternehmen aus der Abfallwirtschaft erhalten Informationen über Materialzusammensetzung und Qualitäten.

Dieser Prozess stellt ein hohes Maß an Transparenz sicher – für alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette.

Vorteile des digitalen Produktpasses

Als zentraler Ort enthält der digitale Produktpass alle Informationen zu einem bestimmten Produkt und stellt diese gezielt für die jeweilige Nutzungsgruppe bereit. Auf einen Klick erhält der Nutzer also eine Art „digitalen Waschzettel“ für ein Produkt, kann sich den gesamten Prozess von Rohstoffgewinnung bis Recycling genau anschauen und basierend darauf eine Entscheidung für oder gegen den Kauf treffen. Doch nicht nur der Endkonsument profitiert von der Transparenz, die der digitale Produktpass schafft. Auch die anderen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette profitieren von den detaillierten Informationen. So führt der digitale Produktpass im besten Fall zu einer gewissenhafteren Auswahl von Rohstoffen, einer nachhaltigeren Produktion und effektiverem Recycling – Aspekte, die sich nicht nur positiv auf unser Klima auswirken, sondern auch ein Vorteilsargument in der Vermarktung darstellen. 

Für welche Produkte eignet sich der digitale Produktpass?

Bei zahlreichen Produkten unseres täglichen Lebens besteht Informationsbedarf. Langfristig ist es demnach sinnvoll, für jedes Produkt einen digitalen Produktpass zu erstellen. Zunächst liegt der Fokus jedoch auf besonders ressourcen- und energieintensiven Produkten, wie zum Beispiel dem Smartphone, Unterhaltungselektronik und Elektrogeräten. 

Welche Herausforderungen bestehen derzeit? 

Zwar werden die Diskussionen zum digitalen Produktpass innerhalb des Bundesumweltministeriums intensiver – konkrete und umfassende Konzepte, wie ein solcher Produktpass zukünftig aussehen und implementiert werden soll, gibt es jedoch bisher nicht. Eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang ist sicherlich das Datenmanagement – besonders für kleine und mittelständische Unternehmen kann der Aufwand im Zusammenhang mit Bereitstellung, Aufbereitung und Aktualisierung von Daten schnell sehr groß werden. Darüber hinaus muss die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen sichergestellt sein, einschließlich der Lieferkette. Bisher ist außerdem nicht geklärt, ob der digitale Produktpass für einzelne Produkte oder eher für Produktfamilien gelten soll. Derzeit bestehen erste Teilansätze für den digitalen Produktpass, jedoch sind diese bislang nicht durch verpflichtende Standarddatensätze oder zentrale Datenbanken institutionalisiert. 


material.one – Erweiterung der Bausteine des digitalen Produktpasses 

Grafik zeigt Unternehmen, die an eine gemeinsame Plattform angebunden sind und Daten austauschen

Die Digitalisierung der Erfassung, Analyse und Auswertung von Produkt- und Materialdaten ist unerlässlich, um nachhaltiges Wirtschaften voranzutreiben. Während der digitale Produktpass Informationen über Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten eines Produktes sowie über die Handhabung am Ende seiner Lebensdauer erfasst, vernetzt material.one alle beteiligten Parteien der gesamten Wertschöpfungskette. So erweitert unsere digitale Plattform die Bausteine des Produktpasses, indem sie dabei unterstützt, elementare Aspekte (z.B. die verantwortungsbewusste Beschaffung, der CO2-Fußabdruck des Produkts und die Produkthaltbarkeit) des Produktmanagements effektiv zu meistern. Mit material.one profitieren alle Stakeholder von einem digitalen Standard für den Austausch von Daten innerhalb  des Liefernetzwerkes.

 

Fazit: Der digitale Produktpass bietet großes Innovationspotential 

Ob Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft oder Ressourceneffizienz:  Nachhaltiges Wirtschaften ist nur möglich, wenn Wertschöpfungs- und Liefernetzwerke transparenter werden. Der digitale Produktpass kann mehr Klarheit schaffen, denn er bietet ein standardisiertes, transparentes und vergleichbares Format für die Erfassung aller Produkt- und Nachhaltigkeitsdaten – und das mit wenigen Klicks. Damit unterstützt er nicht nur die Ziele für nachhaltigere Entwicklung, die im „European Green Deal“ und im „Circular Economy Action Plan“ festgehalten wurden, sondern liefert auch dem Endverbraucher alle Informationen, die er benötigt, um künftig umwelt- und klimafreundlicher einzukaufen – elementare Aspekte für den Klima- und Artenschutz sowie im Kampf gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Der digitale Produktpass hat das Zeug dazu, sich als Standard zu etablieren.  

 

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Mehr über material.one

Mit material.one können alle Teilnehmer standardisiert und Compliance-konform nach dem "need to know" Prinzip zusammenarbeiten. Es handelt sich um eine Industry Cloud Platform, die sowohl Informationen über Material- und Werkstoffbemusterungen, Rezyklatanteile, Zertifikate als auch über den CO₂-Footprint bereitstellt.

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