Qualität steuert die Lieferkette

Wertschöpfungsketten werden seit einigen Jahren immer komplexer. Sie entwickeln sich mehr und mehr zu einem engmaschigen Netzwerk von OEMs und Lieferanten. Um weiterhin eine hohe Qualität gewährleisten zu können, müssen alle Beteiligten der Lieferkette, also dem Liefernetzwerk, möglichst nahtlos zusammenarbeiten.  Hierbei kommt dem Qualitätsmanagement  eine immer größere Bedeutung zu. Es muss sich neuen Herausforderungen stellen - unter anderem auch den stark zunehmenden Nachhaltigkeitsanforderungen.


Warum gewinnt das Qualitätsmanagement immer mehr an Bedeutung für die Produktion und das Liefernetzwerk?

Verschiedene Aspekte des Qualitätsmanagements werden in einem Diagramm dargestellt

Im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das seit dem 01. Januar 2023 in Kraft ist, müssen deutsche Unternehmen ab einer bestimmten Größe in regelmäßigen Abständen prüfen, ob innerhalb des Liefernetzwerkes Raubbau, Umweltzerstörungen oder Menschenrechtsverletzungen auftreten und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, sollte dies der Fall sein. Um Fragen nach den verwendeten Rohstoffen und Materialien, den Ort der Herstellung und die Art des Transports zu klären, müssen produzierende Unternehmen im Rahmen der Qualitätskontrolle entlang der gesamten Lieferkette Nachweise erbringen, dass alle Prozessbeteiligten die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Hierbei hilft die Etablierung einer umfassenden, nachhaltigen Qualitätspolitik, deren Umsetzung auf Vernetzung basiert. Das bedeutet, dass die entsprechenden Strategien, Prozesse, Tools und Beteiligten vernetzt sind. Die Probleme werden damit schneller erkannt, um Fehler zu korrigieren und Best Practices zu entwickeln. Um diese Herausforderung zu meistern, haben wir die Plattform material.one entwickelt. Sie unterstützt Qualitätsmanager:innen, Supply Chain Manager:innen und produzierende Unternehmen bei Themen rund um Anforderungsmanagement, Nachweisführung und Freigabeprozesse sowie bei der Digitalisierung von Normen.

Die Herausforderungen im Qualitätsmanagement verändern sich immer stärker

Zwei Schilder mit der Aufschrift "Neuer Weg" und "Alter Weg"

Die Etablierung eines Qualitätsmanagements ist für Unternehmen der Fertigungsindustrie essenziell. Es ist notwendig, um interne und externe Abläufe zu standardisieren und nachhaltig sicherzustellen. Dies gilt in diesem Zusammenhang auch für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der Supply Chain. Gleichwohl stellt sie nicht nur aufgrund der zunehmenden Komplexität der Liefernetzwerke sowie der gesetzlichen und behördlichen Vorgaben eine große Herausforderung dar. Auch internationale Standards und Normen haben einen erheblichen Einfluss auf das Qualitätsmanagement, sie definieren die Abläufe innerhalb der Lieferketten und legen die Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest. Die wohl bekannteste Norm ist die DIN EN ISO 9001.

ISO 9001

Die ISO 9001 ist das am meisten verbreitete Regelwerk im Qualitätsmanagement. Es legt die Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest und hilft Unternehmen dadurch, kontinuierlich Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den Kunden- und Regulierungsanforderungen entsprechen. Sie ist für jede Organisation, unabhängig von ihrer Größe oder Branche, geeignet und wird von Millionen von Organisationen weltweit verwendet. Eine entsprechende Zertifizierung bescheinigt die Einhaltung der ISO 9001.

IATF 16949

Abgesehen von der ISO 9001 gibt es zahlreiche branchenspezifische Qualitätsmanagement-Normen, wie die IATF 16949 in der Automobilindustrie. Entwickelt von der International Automotive Task Force (IATF), fasst sie Überschneidungen aus unterschiedlichen nationalen Standards wie z. B. QS-9000, VDA 6.1, EAQF 94 und AVSQ zusammen. Die Schwerpunkte der IATF 16949 sind die Produktsicherheit, das Risikomanagement mit einer Notfallplanung, Anforderungen an embedded Software, das Lieferanten-Management sowie das Änderungs- und Gewährleistungsmanagement. Das Ziel der IATF 16949 ist die Verbesserung der Qualität von Automobilprodukten weltweit. In zehn Kapiteln erläutert sie den Anwendungsbereich, normative Verweise, Begriffe und Definitionen sowie den P-D-C-A-Zyklus (Plan-Do-Check-Act). Eine Zertifizierung nach IATF 16949 deckt die gesamte Wertschöpfungskette eines Automobilherstellers ab – sie gibt sowohl Herstellern als auch Zulieferern entsprechende Mindestanforderungen vor.

EN 9100

Die EN 9100 ist Teil der ISO-Familie und basiert auf der international anerkannten Norm ISO 9001. Sie enthält zusätzliche Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem, die speziell für die Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt wurden. Die EN 9100 gibt Unternehmen weltweit einen Standard vor, um die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Prüfnormen

Eine große Bedeutung haben standardisierten Prüfverfahren.  Standardisierte Managementsysteme reichen nicht. Etwa im Bereich der Materialqualität: Diese ist unabhängig von Managementsystemen. Die Materialqualität wird über Prüfnormen sichergestellt. Etwa für den Bereich Zugversuch nach DIN EN ISO 6892.  Es gibt eine große Anzahl an Prüfnormen. Zusätzlich zu der Masse an Prüfnormen kommen die Werknormen jedes einzelnen Herstellers.


Werkprüfnormen

Für alle, die nicht im Qualitätsmanagement ihren Schwerpunkt haben: Was genau bedeutet Werknorm?  Werknormen sind als Ergebnis der Standardisierung innerhalb eines Unternehmens entstanden. Begründer einer Werknorm kann auch eine Behörde oder ein Industrieverband oder eine andere Vereinigung sein. Werknormen gelten meist nur innerhalb des Unternehmens und ggf. für Zulieferer.

Oft verweisen Werknormen auf externe Normen und werden auf deren Basis individuell erweitert.
Hier 2 Beispiele: Die BMW Werksnorm LV 112 und LV 214 für elektrische Steckverbinder oder die VW-Werksnorm VW 80000 für elektrische und elektronische Komponenten in Kraftfahrzeugen bis 3,5t – Allgemeine Anforderungen, Prüfbedingungen und Prüfungen. BMW, VW, AUDI, Porsche und Daimler haben bei der Entwicklung dieser Norm zusammengearbeitet.


Qualitätsmanagement ist ein dynamischer Prozess

Angelehnt an Lieferkettengesetze, sowie nationale und internationale Standards umfasst das Qualitätsmanagement alle Strategien und Maßnahmen, die notwendig zur Erreichung der definierten Qualitätsziele eines Unternehmens sind. Hierbei müssen Regeln, Verantwortlichkeiten und Prozesse im Hinblick auf interne und externe Faktoren berücksichtigt werden. Es gilt, die gesamte Wertschöpfungskette und das Liefernetzwerk regelmäßig zu hinterfragen, Stellschrauben zu justieren und ggf. anzupassen.


Nachhaltige Produktqualität und Vertrauen durch Vernetzung von Prozessen, Normen und Standards

Vernetzung erleichtert es OEMs und Lieferanten, hohe Erwartungen zuverlässig zu erfüllen. So wird die Qualität noch besser abgesichert und Prozesse vereinfacht – auch als Gegenmittel zur steigenden Komplexität. Der Lohn ist das Vertrauen der Kunden, die die Produkte dann auch gern weiterempfehlen. Eine hohe Qualität, kontinuierliche Zuverlässigkeit und Sicherheit garantieren den Markenerfolg – sodass Markenversprechen aus Millionen Euro teuren Marketingkampagnen nicht verpuffen.


Wie unterstützt material.one das Qualitätsmanagement und gleichzeitig das Supply-Chain-Management?

material.one als Plattform in der Mitte. Die Lieferkette inklusive Labor und Hersteller sind angeschlossen und greifen auf Qualitätsdaten zu.

Aufgrund des Lieferkettengesetzes müssen Hersteller zukünftig alle das Liefernetzwerk betreffenden Schritte dokumentieren und transparent offenlegen. Die digitale Plattform material.one vernetzt alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette und unterstützt sie zuverlässig bei der Erfüllung von Qualitätskriterien. Indem sämtliche Daten erfasst werden, lassen sich diese von Manager:innen im Bereich Quality, Supply Chain und Produktion jederzeit einsehen und nutzen. Etwaige Mängel können dadurch rasch identifiziert und an die entsprechenden Parteien kommuniziert werden.  

Hier erhalten Sie einen Überblick zu den Use-Cases der Plattform:

  • Supply Chain Collaboration
    material.one stellt eine Compliance konforme Kommunikation im Netz sicher, vereinheitlicht und konvertiert Austauschformate und vereinheitlicht Prozesse für alle im Liefernetzwerk beteiligten Anwender und Entscheider. Hier mehr erfahren

  • Digitale Bemusterung und Materialfreigabe “Smart Sampling”
    material.one vereinfacht die Prozesse für Hersteller, Lieferanten und Labore, indem wir den manuellen Aufwand reduzieren und Bemusterungsdaten digital verfügbar machen.

  • Normendigitalisierung - digitale Anforderungen zu “Smart Standards”
    Die Normendigitalisierung zielt darauf ab, die gesamte Wertschöpfungskette der Normenanwender digital zu gestalten. Es ist wichtig, dass Normen nicht nur digital verfügbar gemacht, sondern auch digital vernetzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist material.one dem Gremium IDiS des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (DKE) beigetreten. Hier mehr erfahren

  • Digitale Produktpassports
    material.one vernetzt alle am Produktlebenszyklus beteiligten Parteien. Der Produktpass enthält Informationen über Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten sowie über die Handhabung am Ende der Lebensdauer eines Produktes. Hier mehr erfahren

  • Nachweisführung von Nachhaltigkeitskennzahlen “Smart Sustainability”
    Zum Beispiel CO2 Footprint Erfassung (GHG Scope 3) und Rezyklate Erfassung, Nachweise und Verfolgbarkeit. Hier mehr erfahren

  • Integration vorhandener Systeme, Automation und Digitalisierung der Zusammenarbeit mit Partnern
    Hier mehr erfahren

Fazit: Das Qualitätsmanagement ist die Basis  für den Erfolg

Ganz egal welche Branche – die Kundenzufriedenheit und das Produkterlebnis steht im Mittelpunkt der unternehmerischen Bemühungen. Positive Kundenerfahrungen bilden den wahrscheinlich wichtigsten Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Demnach versuchen Firmen, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die die Erwartungen des Kunden nicht nur erfüllen, sondern sogar übertreffen. Gleichzeitig stehen Unternehmen durch nationale und internationale Lieferkettengesetze unter Druck, Kosten und Produktqualität zu kontrollieren sowie behördliche Bestimmungen einzuhalten. Dies gelingt nur durch ein sorgfältiges Qualitätsmanagement, das eben alle Prozesse innerhalb Wertschöpfungskette und des Liefernetzwerkes berücksichtigt. Denn eines der wichtigsten Ziele ist es, alle Elemente entlang der Wertschöpfungskette so zu steuern, dass bestmögliche Qualitätsergebnisse zu zufriedenen Kunden, Wettbewerbsvorteilen und Gewinn führen - kurz: Den Unternehmenserfolg maßgeblich sichern.  


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Mehr über material.one

Mit material.one können alle Teilnehmer standardisiert und Compliance-konform nach dem "need to know" Prinzip zusammenarbeiten. Es handelt sich um eine Industry Cloud Platform, die sowohl Informationen über Material- und Werkstoffbemusterungen, Rezyklatanteile, Zertifikate als auch über den CO₂-Footprint bereitstellt.

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